Essay of 2007-07-15. Created for the application to participate in the ”Summer School 2007” of Ernst & Young AG at Burg Staufeneck, Germany. I was not invited for the event.
Moral ist die Gesamtheit der Werte, die das zwischenmenschliche Verhalten in einer Gesellschaft regulieren und als verbindlich akzeptiert werden. Die Werte der Gesellschaft, die die Gemeinschaft der in einem Wirtschaftssystem zusammenlebenden Menschen als Individuen bildet, unterscheiden sich von den von Unternehmen vertretenen Werten, weil die meisten Menschen eben keine Unternehmer, Selbstständige oder auch Vertriebler sind, sondern ein anderes Leben als diese führen und sich daher auch deren Fachsprache und berufsspezifischen Werte nicht zu eigen machen. Man sagt „Unternehmer ticken anders“.
Solange wie Unternehmen und Unternehmer ein und die selbe Instanz sind, wie z.B. bei Familienunternehmen, werden unternehmerische Entscheidungen von einigen wenigen menschlichen Individuen gemeinsam nach ihren eigenen Vorstellungen im Sinne der Maslowschen Bedürfnispyramide getroffen: Neben monetären Zielen strebt auch ein Unternehmer als Mensch den Aufbau sozialen Beziehungen, soziale Anerkennung sowie Selbstverwirklichung an. Diese persönlichen Vorstellungen des Unternehmers sollten die Grundlage für ein von allen Mitarbeitern getragenes Konzept gesellschaftlicher Unternehmens-Verpflichtung sein.
Orientieren sich Unternehmensziele jedoch aussschließlich einseitig an den monetären Bedürfnissen Dritter, z.B. des Kapitalmarkts, existiert für moralisches Handeln nur solange ein Spielraum, wie diese Bedürfnisse Dritter vom Unternehmen übererfüllt werden.
Eine gesellschaftlichen Verpflichtung kann vom Unternehmen dahingehend interpretiert werden, der gesellschaftlichen Moral so weit gerecht zu werden, wie sie den unternehmerischen Erfolg nicht behindert – es ist eine menschliche Entscheidung.
Rolf Hemmerling